Heute Exklusiv in der TT : Schwarz gebaut: Doch die Mauer muss nicht weg – Beim Wildschönauer Heizwerk drängte die Gemeinde auf Errichtung einer Abgrenzung zur Schule. Die Mauer steht, was fehlt, ist die Genehmigung.
Von Jasmine Hrdina
Wildschönau – Da runzelte manch Anrainer die Stirn, als sich vor wenigen Tagen in der Post die Einladung zur Bauverhandlung für ein Vorhaben beim Wildschönauer Biomasse-Heizwerk fand. Immerhin steht die darin als „geplant“ angeführte Stützmauer längst, dem Wendeplatz fehlt nur noch der Asphalt. Eine Genehmigung gibt es nicht, weshalb die Baubehörde (Gemeinde) einen Baustopp samt baupolizeilichem Verfahren verhängte. Ein Abbruchauftrag stand im Raum, doch so weit wird es nicht kommen. Gestern wurde im Hochtal nachverhandelt – nicht zum ersten Mal in der Geschichte des umstrittenen Heizwerks.
Kleines, aber feines Detail: Errichtet wurde die Mauer auf Drängen der Gemeinde – diese ist zugleich größter Kunde des Werks. Man wollte die angrenzende Schule samt Kindergarten vom Betriebsgelände abgesichert wissen, wie BM Johannes Eder auf Nachfrage der TT bestätigt. Er streitet nicht ab, dass man auf die Bäuerliche Heizgenossenschaft (Betreiber des Werks) deswegen Druck ausgeübt habe, „aber das heißt nicht, dass etwas ohne Baugenehmigung gemacht werden darf“.
Genossenschaftssprecher und Vorstandsmitglied Michael Weißbacher zeigt sich reumütig, betont jedoch immer wieder, man habe im Interesse der Gemeinde gehandelt und sich auf deren Experten verlassen. „Mit einer fristgerechten Einreichung wäre die Kindergarteneröffnung (zum geplanten Termin am 14. September – Anm. d. R.) nicht möglich gewesen.“ Die Mauer sei Wunsch der Gemeinde und deshalb auch in den Plänen für das Schul- und Kindergartenhaus enthalten gewesen. „Deswegen haben wir auch denselben Architekten angestellt – normal brauchen wir ja gar keinen für diese Mauer“, schildert Weißbacher.
BM Eder erklärt, die Pläne hätten sich immer wieder geändert, eine Mauer sei zwar „zwischenzeitlich angedacht“ gewesen, „aber nicht in dem Umfang, wie jetzt errichtet“. Die Steinmauer ist mit mehr als einem Meter Höhe bewilligungspflichtig und setzt zudem eine Absturzsicherung voraus – auch diese existiert bereits in Form eines Holzzaunes auf der Mauer.
Der Architekt führt im Gespräch mit der TT aus, die Genossenschaft habe die Mauer zugunsten eines größeren Wendeplatzes anders als ursprünglich geplant ausgeführt. Für die alte Variante habe man im März Pläne eingereicht – doch zu einer Bauverhandlung sei es nie gekommen.
Bis gestern. Nun steht fest: Die Mauer muss nicht weg. Sie ist baurechtlich genehmigungsfähig, erklärt Bauamtsleiter Josef Haas. Eine Strafverfolgung durch die Bezirkshauptmannschaft bleibt der Genossenschaft aber nicht erspart.
Auch der Wendeplatz darf asphaltiert werden – was einem Anrainer Sorge bereitet: „Als Nächstes kommt ein Dach, dann eine Werkserweiterung“, ortet der Herr eine Salamitaktik. „Auch die Anschlüsse kamen nach und nach“, erinnert er. Nicht zu vergessen, dass das Werk bis 2016 ganze 15 Jahre lang ohne entsprechende Widmung – also als Schwarzbau – betrieben wurde (die TT berichtete mehrmals).
Schlaflose Nächte bereitet den Nachbarn auch der neue Straßenverlauf. Dieser liegt höher als die bisherige Ebene und weist ein Gefälle Richtung Wohnhäuser auf. „Wenn der Bach übergeht, stehen wir nun unter Wasser.“ BM Eder beruhigt: Eine Überprüfung habe eine „minimale Verschlechterung“ ergeben, „es ist aber keine Gefahr im Verzug“. Es handle sich um eine temporäre Baustellenzufahrt. In den kommenden Wochen werde man die Straße weiter vom Bach entfernt errichten.
Wurde zwar schwarz gebaut, muss aber nicht abgetragen werden: Die Mauer beim Heizkraftwerk bzw. Zufahrt Kindergarten
Beim Spatenstich war die Welt noch in Ordnung, jetzt gibt es doch Ungereimtheiten. Und wieder einmal steht das Heizkraftwerk im Mittelpunkt.