Alpinist Josef Gwiggner aus der Wildschönau: Ein Rekordhalter für die Ewigkeit – Jetzt ist endgültig Schluss
„Wir, Sepp Sint aus Osttirol und ich waren wieder einmal unterwegs nach Chamonix, und wie so oft kamen wir auf das Buch im „extremen Fels“ zu sprechen“, erzählt der Wildschönauer Super-Alpinist Josef Gwiggner. „Wie viele Touren aus dem Buch hast du eigentlich schon gemacht“? Darauf die Antwort von Sepp: „94 – meinte er, dann aber nach kurzer Nachdenkpause fügt Sepp Sint dazu: ‚Dann wär‘ es aber schon einen Versuch wert, die Hundert vollzumachen‘. „Bis dahin hatte er nie gedacht, alle 100 Routen zu klettern und habe schon einige Jahre keine Tour aus dem „extremen Fels“ mehr gemacht“ meinte der Wildschönauer.
Einer der Gründe war auch die Entfernung in die „Dauphiné“ inmitten der franz. Alpen, denn fünf der fehlenden acht Routen waren dort gelistet, und dieses Bergmassiv ist von der Wildschönau schon verdammt weit weg“ sagt Josef Gwiggner.
„Aber Sepp’s Worte haben mir einen Motivationsschub gegeben, und tatsächlich, nach einigen abenteuerlichen Bergsteigerjahren mit Sepp Sint, konnte diese alpine Glanzleistung an der „Ailefroide am L’Olan“ abgeschlossen werden“, erzählt Josef Gwiggner weiter.
Und nun sind es vom Erstlingswerk im Jahre 1970 des Walter Pause in einer 4. Auflage ganze 120 geworden. Und auch diese kann Josef Gwiggner nun abhacken. Mit der Tour an der Wettersteinkante am 31. Mai dieses Jahres konnte der dieses Buch nun schließen.
Aufgabe bestens erledigt, freut sich der heute 70-jährige Wildschönauer. Die Autoren der letzten Ausgabe waren Tobias Bailer, Daniel Mohler und Achim Pasold. Die große Ausgabe von „im extremen Fels“ stammt von Christoph Klein und Jürgen Winkler.
Mit Christoph Klein verband mich eine ganz tiefe und alpinistische Freundschaft“. Besonders für schwerste Touren war Christoph zu begeistern“, sagt Josef.
Christoph Klein, der „im extremen Fels“ wieder zum Leben erweckt hat, kam am 19.12.2022 beim Abstieg vom „Col Standhardt“ in Patagonien ums Leben.
An diesem Meisterwerk des Alpinismus haben sich große Namen an den berühmtesten Kletterrouten der Alpen eingetragen.
Und es waren vom Beginn im Jahre 1970 mit Walter Pause, Jürgen Winkler, später Achim Pasold, Tobias Bailer, Daniel Mohler und Christoph Klein, die an der Umsetzung der insgesamt 4. Auflage des Buches gearbeitet haben und zu einem großen Gesamtwerk entstehen ließen.
Das nun der „Wildschönauer-Sepp“, wie man Josef Gwiggner in alpinen Kreisen nennt, ein „Rekordhalter für die Ewigkeit“ wurde, ist eine mehr als stolze alpine Geschichte.
Damit zählt Josef Gwiggner aus Mühltal/Wildschönau zu den allerbesten Alpinisten der Welt. Denn alle die 120 schwierigsten Felswände der Alpen hat einzig und allein er bezwungen.
Die Wartsteinkante in den Berchtesgadener Alpen war heuer am 31. Mai die 120-igste und somit allerletzte „Pause-Tour“ in seiner mehr als 50-jährigen Bergsteigerlaufbahn.
Nach der letzten Tour mit Paul Gürtler, der seit 36 Jahren zu seinen allerbesten und verlässlichsten Kletterpartnern zählte, hängt Josef Gwiggner den Kletterhelm jetzt endgültig an den berühmten „Nagel“.
Josef Gwiggner hat all den Jahren leider fünf Kletterpartner in den Bergen verloren. „All denen gelten in diesen Stunden meine Gedanken“, sagt ein nachdenklicher Alpinist Gwiggner.
Danken möchte der Wildschönauer aber allen Bergfreunden, die ihn über 50 Jahre lang im ganzen Alpenraum unfallfrei begleitet haben.
„Es gab oft brenzlige Situationen“, erinnert er sich. So ein Wettersturz an der 4208 Meter hohen „“ – dem weltbekannten „Walkerpfeiler“, oder an der „Petit Dru“, das war schon haarscharf“, meint Gwiggner.
Übrigens: Vier der großen Touren gibt es gar nicht mehr, der weltbekannte „Bonattipfeiler“ an der Petit Dru, die Nordwestverschneidung an der „Cima Su Alto“, die „Tissi“ Südwand der „Torre Venezia“und die gerade Nordwand der „Laliderer“.
Diese bekannten Touren fielen alle einem Bergsturz zum Opfer. „Das macht doch nachdenklich“, sagt Sepp.
Sepp Gwiggner – der „Widschnauer-Sepp“ wie man ihn in alpinen Kreisen kennt. Diesen Rekord kann ihm keiner mehr nehmen.
Paul Gürtler aus Stans (links) war ein ständiger Wegbegleiter des Sepp Gwiggner….
Sepp Gwiggner bei seiner allerletzten „Pause-Tour“ an der Wettersteinkante. Jetzt ist Schluss, sagt Sepp……