TT: Alte Debatten bei Heizkraftwerk werden in der Wildschönau neu angeheizt -von Jasmin Hrdina
Wildschönau – Die aktuellen Krisen hemmen nicht nur, sie können auch beschleunigen. Etwa wenn es um die Zukunft der Energieversorgung geht. Diskutiert wird darüber in der Wildschönau seit Jahren, nun mit Nachdruck.
Für das Tiroler Ziel, bis 2040/2050 klimaneutral bzw. energieautonom zu sein, muss auch das Hochtal seine Energiestrategie entwickeln. Dafür wurde nun der Landes-Dienstleister Wasser Tirol in einem ersten Schritt mit einer Analyse beauftragt.
Wer heizt wie, welchen Bedarf gibt es? „Diese Daten gibt es bisher nicht. Es gibt teilweise sehr alte Gebäude und Höfe, außer mit Holz wird vor allem mit Öl geheizt“, erzählt BM Hannes Eder.
Gasleitung gibt es in der rund 940 Meter hoch gelegenen Kommune keine. Dafür aber etliche Pensionen und Hotels mit entsprechendem Bedarf. Die Energiefrage lässt alte Hoffnungen, aber auch Ängste rund um das umstrittene Biomasse-Heizwerk in der Ortschaft Oberau neu aufleben. Zwei mit Hackschnitzeln aus der Region betriebene Kessel mit einer Leistung von 150 kW und 750 kW versorgen hier 17 nahe gelegene Kunden.
Wie berichtet, kam es in der Vergangenheit zu Zwischenfällen, teilweise „regnete“ es Asche – auch auf die benachbarte Schule und den Kindergarten. Mittlerweile sei die Lage unter Kontrolle, sagen der Bürgermeister, die Bezirkshauptmannschaft und der Geschäftsführer der Bäuerlichen Heizgenossenschaft Wildschönau, Michael Weißbacher, unter Berufung auf Messungen. Anrainer sind skeptisch. Auch im Gemeinderat wurden Bedenken laut.
Anlass dazu gaben die Pläne, das derzeit im Bau befindliche Wellnessresort beim Kellerwirt an das Heizwerk anzuschließen. Das Gremium bekundete zwar sein Missfallen, hat aber kein Mitspracherecht.
Mit 30 bis 40 % Abnahme ist die Gemeinde mit Mittel- und Volksschule, Wohn- und Pflegeheim sowie Gemeinde- und Feuerwehrhaus der größte Kunde der 14-köpfigen Genossenschaft. Der Vertrag läuft bis 2030. Dass Ausbauten nachträglich gewidmet wurden, sorgte für politisches Feuer am Dach. Entsprechend genießt man das Thema mit Vorsicht.
„Die Befürchtung ist, dass man das System überstrapaziert und wieder die alten Probleme auftreten“, erklärt der Bürgermeister. Weißbacher rechnet nicht damit. Seit die Schule im vergangenen Jahr fertig saniert wurde, sei der Verbrauch dort gesunken. „Die Kapazitäten, die frei geworden sind, entsprechen in etwa der Grundlast für den Kellerwirt. Es ist keine Erweiterung notwendig“, sagt er.
Aktuell prüft die BH Kufstein nach einer Anzeige, ob es im Sommer zu viele Anlieferungen und mit nicht im Bescheid vorgesehenen Fahrzeugen gab. Weißbacher spricht von etwaigen „Kleinigkeiten“, generell sei man sehr bemüht, alle Vorgaben einzuhalten.
„Wunschdenken“ sei es, schickt Eder voraus, für eine Gesamtlösung für das Hochtal sei aber einmal mehr der Gedanke zu wagen, das Biomasse-Heizwerk doch an einen geeigneteren Standort zu verlegen und gegebenenfalls auszubauen.
Dies hält Weißbacher für unwahrscheinlich. Das 2001 in Betrieb genommene Werk wurde vor fünf Jahren komplett erneuert. Wegen der Nachbesserungen gebe es auch keinen Grund mehr dafür. Ein größeres oder zweites Werk andernorts? „Die Nachfrage wäre auf jeden Fall gegeben“, sagt Weißbacher, aber woher das Holz nehmen? „Wir kaufen jetzt schon 80 % des Wildschönauer Brennholzes, das nicht an Haushalte geht – inklusive Bundesforste.“ Zudem gehe der Trend Richtung Schutzgebiete und Außer-Nutzung-Stellung der Wälder.
Das Heizkraftwerk, das Schul-und Kindergartenzentrum – das passt einfach nicht zusammen. Jetzt beginnt diese Diskussion von neuem, und dürfte nicht die letzte sein. Bleibt wirklich die Frage, ob nicht eine komplette Verlegung des Heizkraftwerkes sinnvoll gewesen wäre? Für diese Nummer mit dem Groß-Projekt „Kellerwirt“ war das nie und nimmer angedacht.
Vorne das Heizkraftwerk, dahinter der Kindergarten – ob das alles sinnvoll ist, sollte wirklich hinterfragt werden….
Wie lange wird aus dieser „Filteranlage“ noch Luft oder sonstiges, in den sonst sehr sauberen Himmel über Oberau blasen?