Gedanken zu Allerheiligen im Hochtal Wildschönau – Echte Tiroler Frömmigkeit und gelebte Erinnerungskultur
Wenn im Hochtal Wildschönau die Tage kürzer werden und der Herbst sein buntes Kleid ablegt, kehrt eine besondere Stimmung ein – still, würdevoll und getragen von tiefer Tiroler Frömmigkeit. Allerheiligen ist hier kein bloß kalendarischer Feiertag, sondern ein Tag des ehrlichen Gedenkens, der Besinnung und des Miteinanders.
Die Friedhöfe in den vier Kirchdörfern Niederau, Oberau, Auffach und Thierbach gehören wohl zu den schönsten im ganzen Land. Sie sind liebevoll gepflegte Orte des Friedens – mit kunstvoll geschmiedeten Eisenkreuzen, wie sie heute nur mehr wenige Meister ihres Handwerks zu fertigen wissen. Jedes Kreuz erzählt seine eigene Geschichte, jedes Grab ist Ausdruck von Dankbarkeit und Erinnerung.
Die Gräber sind mit frischem Tannengrün geschmückt, mit Kerzen, Chrysanthemen und liebevoll gebundenen Kränzen. Es duftet nach Wachs und Erde, nach Erinnerung und Verbundenheit.
Die feierlichen Gottesdienste werden von den örtlichen Musikkapellen begleitet – ein Klang, der direkt ins Herz geht. Wenn nach der Messe Pfarrer Paul Rauchenschwandtner die Gräber besucht, der Kirchchor singt und die Bundesmusikkapelle erklingt, wird man etwas nachdenklich .
Es ist dieser Moment, in dem das ganze Tal innehält und die Gedanken zu den Verstorbenen wandern: zu Eltern, Freunden, Nachbarn – zu jenen, die einst Teil des Dorflebens waren und es auf ihre Weise geprägt haben.
In der Wildschönau wird das Andenken an die Verstorbenen nicht nur an diesem einen Tag gepflegt. Hier ist die Gräberkultur Teil des alltäglichen Lebens. Viele Familien schauen regelmäßig vorbei, zünden eine Kerze an oder erneuern den Blumenschmuck – ein stilles Zeichen der Treue über den Tod hinaus.
So zeigt sich Allerheiligen im Hochtal Wildschönau als tief verwurzelter Ausdruck echter Tiroler Kultur.
Kein aufgesetztes Ritual, sondern gelebter Glaube, ehrliche Dankbarkeit und der Respekt vor jenen, die vor uns gegangen sind.
In dieser Schlichtheit und Würde liegt eine besondere Stärke – und vielleicht auch ein Stück jener inneren Ruhe, die das Leben im Hochtal so besonders macht.
Die Thierbacher Altbäuerin Anna Klingler pflegt das Grab ihres vor vielen Jahren verstorbenen Gatten vorbildlich, so wie tausende andere Tiroler auch. Im höchst gelegenen Kirchdorf des Bezirkes Kufstein spielt der Glaube immer noch eine ganz besondere Rolle.
Friedhof Thierbach – im Hintergrund die VS Thierbach
Oberau im Herbst








