Schülerheime verschwinden – bedroht das die Zukunft des Wintersports?
In vielen Tiroler Tourismusregionen zeichnet sich eine besorgniserregende Entwicklung ab: Immer mehr Schülerheime, die einst intensiv für Schulskikurse genutzt wurden, werden geschlossen oder in Ferienwohnungen umgewandelt.
Der Grund dafür ist meist wirtschaftlicher Natur – Eigentümer und Betreiber sehen in touristischen Unterkünften eine lukrativere Nutzung.
Weitreichende Folgen für den Schulskisport
Die Schließung dieser Einrichtungen bringt erhebliche Probleme mit sich, insbesondere für Schulen aus dem benachbarten Ausland. Tausende Schüler, vor allem aus Bayern und Hessen, haben in den vergangenen 50 Jahren ihre Skiwochen in Tirol verbracht.
Gerade im Hochtal Wildschönau zeigen sich bereits erste Auswirkungen:
Deutsche Schulen, die traditionell ihre Skikurse dort abhielten, blicken mit Sorge auf die Entwicklung. Lehrer und Eltern befürchten, dass die Skiwochen aufgrund steigender Kosten bald nicht mehr finanzierbar sind.
„Wenn die Schülerheime verschwinden, bleibt oft nur der teure Hotelaufenthalt – oder gar keine Skiwoche mehr. Das ist für viele Schulen einfach nicht mehr machbar“, berichtet ein Lehrer aus Frankfurt. Seine große, renommierte Schule fährt seit Jahrzehnten in die Wildschönau.
Skifahren als Luxus?
Auch für die Seilbahnwirtschaft hat diese Entwicklung gravierende Folgen. Gerade in den traditionell ruhigeren Januarwochen waren Schulskikurse stets willkommen. „Wenn nicht die junge Generation – wer soll dann der Wintergast von morgen sein?“, fragen sich die Seilbahnunternehmen zurecht.
Zwar steigen die Liftpreise Jahr für Jahr, doch dies ist den gestiegenen Energie- und Personalkosten geschuldet. Gleichzeitig nehmen aber auch die Gesamtkosten für Unterbringung, Skiausrüstung und Betreuung zu.
Während einige Eltern sich das Skifahren im Familienurlaub noch leisten können, bleibt vielen Kindern die Erfahrung eines Schulskikurses verwehrt. Dabei sind gerade diese Kurse eine der wichtigsten Möglichkeiten für Anfänger, den Wintersport kennenzulernen.
Wird der Schulskikurs einmal gestrichen, ist es schwer, ihn wieder einzuführen. „Wenn eine Generation das Skifahren nicht mehr lernt, wird der Sport langfristig darunter leiden“, warnt ein Tourismus-Experte.
Ein ähnliches Problem zeigt sich bereits in Tirol im Bereich des Schwimmunterrichts: Durch fehlende Schwimmbäder können immer weniger Kinder richtig schwimmen lernen. „Wo sollen die jungen Leute noch schwimmen lernen?“, fragt eine besorgte Mutter aus Niederau. Diese Entwicklung wurde von der Politik leider falsch eingeschätzt.
Tourismusregionen zwischen Profit und Verantwortung
Die Umwandlung von Schülerheimen in Ferienwohnungen mag aus wirtschaftlicher Sicht verständlich sein, doch für die Zukunft des Wintersports könnte sie fatale Folgen haben. Wenn immer weniger Kinder das Skifahren lernen, wird sich das mittelfristig auf die gesamte Tourismusindustrie auswirken.
Die zentrale Frage bleibt: Welche Verantwortung tragen die Tourismusregionen für die nächste Generation von Wintersportlern? Sollte es gezielte Maßnahmen geben, um kostengünstige Unterkünfte für Schulgruppen zu erhalten?
Ohne Schülerheime wird es künftig schwer, Schulgruppen in das Wintersportland Tirol zu locken. Besonders in den Januarwochen waren Schulskikurse auch für die Seilbahnwirtschaft ein wichtiger Partner.
Und die nächste große Frage lautet: Wer sind die Skigäste von morgen, wenn heute kaum noch Kinder das Skifahren lernen können?

Ohne Schüler und Jugendheime wird es künftig schwer, Schulgruppen in das Wintersportland Tirol zu locken.

Speziell in den Jännerwochen waren Schulskikurse auch für die Seilbahnwirtschaft ein wichtiger Partner. Und die nächste Frage ist: Wer sind die Skigäste von Morgen, wenn keiner mehr Skilaufen kann ?