Vor exakt 90 Jahren: Am 29. März 1933 wurde die „Österreichische Auslandssiedlungsgesellschaft“ Dreizehnlinden gegründet
Am 29. März 1933 – vor exakt 90 Jahren, wurde die „Österreichische Auslandssiedlungsgesellschaft“ mit Sitz in Wien und Zweigstelle in Innsbruck gegründet. Es war die eigentliche Geburtstunde vom späteren „Dreizehnlinden“, dem 5. Dorf des Hochtal Wildschönau.
Der Gründer von Dreizehnlinden war der aus der Wildschönau in Tirol stammende Andreas Thaler. Als ehemaliger Landwirtschaftsminister Österreichs (1925–1933) hatte er schon oft Subventionen für seine Auswanderungspläne verlangt, da er wegen steigender Arbeitslosigkeit, eines Preissturzes für landwirtschaftliche Produkte und der Tausend-Mark-Sperre Tiroler Bauern eine gesicherte Existenz in Lateinamerika ermöglichen wollte.
Schon im Jahr 1931 stellte er den Aufbau einer genossenschaftlich organisierten Siedlung katholischer Landwirte- und Handwerkerfamilien in einem Staat vor, in dem die Bewahrung traditioneller Werte und der Sprache nicht durch Assimilationsdruck gefährdet sei. Durch die Hilfe von Walter von Schuschnigg, einem Cousin des späteren Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg, der bereits im Rahmen der Auswanderungsinitiative von Othmar Gamillscheg 1919 nach Brasilien gekommen war, kam Thaler zu den Ländereien im Westen von Santa Catarina.
Nördlich der Stadt Cruzeiro do Sul, der heutigen Bezirksstadt Joaçaba, wurden 52 km² Land gekauft.[1] Die Auswanderungspläne von Thaler und Schuschnigg hatten auch einen kulturmissionarischen Aspekt: Schuschnigg wollte die Einwanderung italienischer Kolonisten verhindern und mit dem Projekt Dreizehnlinden die deutschen Siedlungsgebiete in Santa Catarina und in Rio Grande do Sul verbinden. Ein maßgeblicher Pionier von Dreizehnlinden war auch der österreichische Priester Monsignore Johann Reitmeier, der wesentlichen Anteil an der Gründung der Schule hatte.
Trotz starken politischen Widerstands konnte Andreas Thaler schon 1933 mit den ersten Auswanderern nach Brasilien übersetzen. Dies wurde ihm nicht zuletzt durch seine Beziehungen zu Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ermöglicht, der ihm 500.000 öS zur Verfügung stellte.
Nach der Überfahrt von Genua über den Atlantik trafen die hauptsächlich aus Tiroler Bauern bestehenden Auswanderer in Santa Catarina ein und stießen dort auf eine kleine Gruppe von aus Krems stammenden Österreichern, die bereits seit 1930 dort wohnten.
Am 13. Oktober 1933 wurde die neue Siedlung offiziell gegründet und nach dem gleichnamigen Epos von Friedrich Wilhelm Weber Dreizehnlinden (portugiesisch: Treze Tílias) benannt. Der Siedlungsaufbau wurde anfänglich straff genossenschaftlich organisiert Arbeitsleistungen wurden zur Hälfte in Gutscheinen ausbezahlt.
Aber nach einigen Protesten teilte Thaler das Land unter den Siedlern auf. 1937 wurden zwei kleine Tochtersiedlungen mit den Namen Dollfuß und Babenberg gegründet und weitere Auswanderer kamen hinzu.
Bis in die 1980er Jahre fristete der Ort mit seinem Nebenweiler Dollfuß ein kärgliches Dasein, da die Straße in die nahe gelegene Stadt Joaçaba schlecht und damit der Absatz für landwirtschaftliche Produkte erschwert war. Erst mit der Anbindung ans Straßennetz und der Gründung der Molkerei Tirol im Jahr 1975 erhielt die Gemeinde einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Aus dem ursprünglichen „Treze Tilias“ ist heute eine blühende Tourismus-Metropole geworden, mit der „Tirol Milch“ – der zweitgrößten Molkerei Brasliens.
Mit gegenseitigen Besuchen und vielen persönlichen Kontakten pflegt die Gemeinde Wildschönau seit vielen Jahren die offizielle Partnerschaft mit Dreizehnlinden.
Viele Wildschönauer pilgerten bereits über den großen Teich zu den ehemaligen Auswanderer, und auch im heurigen Jahr zur großen Feier „90 Jahre Dreizehnliunden“ organisiert der Reisedienst Alpbachtal (RDA Reisen) eine Gruppenreise nach Braslien.
Im Juli 2018 besuchte zum letztenmal eine Delegation aus Dreizehnlinden das Hochtal Wildschönau. Jetzt, zum 90. Geburtstag machen sich die Tiroler auf den Weg nach Südamerika. Näheres unter office@rda.reisen
Die Dreizehnlinder Delegation mit BGM Hannes Eder (Mitte)
Hilde, Anna von Gasthaus Jägerklause und Hans Klotz (Hotelier vom Hotel Tyrol in Dreizehnlinden)
Die Scharfschützenkompanie Wildschönau