Heute in der TT: Wildschönau rechnet mit Abstrichen bei Projekten – Fuß- und Radweg wackeln, Seniorenheim muss warten, Zentrumsplanung startet.
Wildschönau – Das Budget für das neue Jahr steht in den meisten Gemeinden, in Wildschönau feilt man noch daran. Die Verzögerung ist einerseits einem personellen Ausfall geschuldet, andererseits ist es heuer für die Kommunen schwierig wie selten, allein für Kernaufgaben eine finanzielle Basis zu schaffen. Projekte in der Warteschleife gäbe es viele, zentrale Vorhaben wie die seit vielen Jahren geforderte Fuß- und Radwegverbindung Oberau-Mühltal könnten dem Sparstift zum Opfer fallen. Der Neubau des Seniorenheims – für Eder derzeit undenkbar.
„Wir können nicht mehr ausgeben, als eingeht“, fasst der Bürgermeister das betriebswirtschaftliche Prinzip zusammen, das auch für Kommunen gilt – mehr oder weniger. Neun Mio. Euro Schulden und Leasingverpflichtungen hat sich die 4300-Einwohner-Gemeinde aufgehalst, der Jahresabschluss 2021 rutschte mit einer halben Mio. Euro ins Minus – mitunter wegen des Umbaus der Mittelschule (15 Mio. Euro) und der Sanierung des Gemeindehauses (2,3 Mio. Euro), erklärt Eder. 14 Mio. Euro dürfte der Haushaltsvoranschlag insgesamt umfassen, an Betriebsmittelrücklagen liegen 400.000 Euro in der Kasse. „Visionen und Projekte hätten wir viele, aber es fehlt das Geld.“ Weitere Schulden seien nicht geplant, „derzeit geht es um eine Konsolidierung“.
Bis Ende Jänner soll der Budgetvorschlag vorliegen, der Gemeinderat dann darüber abstimmen. Und entscheiden, ob die Wildschönau den Rad- und Fußweg zwischen Oberau und Mühltal realisieren kann. Nach fast fünfjähriger Projektierungszeit seien alle Grundeigentümer einverstanden, im Genehmigungsverfahren sei man „relativ weit“. Eder erwartet noch diesen Winter grünes Licht. „Es herrscht Lebensgefahr“, verweist er auf Jugendgruppen, die aufgrund des fehlenden Gehsteigs immer wieder im Winter bei Dunkelheit entlang der L3 spazieren.
Zum Weg braucht es auch eine Brücke auf Höhe Thalmühle. Die Kosten werden auf 3,3 Mio. Euro geschätzt. Primär kümmere sich der TVB im Hochtal um touristische Infrastruktur, also Mountainbike-Strecken und Wanderwege. Dennoch geht der Gemeindechef von einer Finanzierungs-Beteiligung aus. Die große Hoffnung bleiben aber Zuschüsse vom Land Tirol.
Weniger Optimismus gibt’s beim Wohn- und Pflegeheim für Senioren. Seit Jahren ist der Handlungsbedarf Thema. „Die Zimmer und Bäder sind zu klein für heutige Pflegeansprüche. Es wird ein Neubau sein müssen.“ Bei der Standortfrage habe sich das Personal für die Beibehaltung des Hauses bei der Kirche in Oberau ausgesprochen, die Pfarre als Grundeigentümer unterstütze dies. „Wenn das mit dem Budget so weitergeht, brauchen wir das die nächsten Jahre aber nicht andenken“, ortet Eder Finanzierungsprobleme. Aktueller ist das Personalproblem, das auch das Hochtal erreicht: Betten sind da, aber an Pflegekräften fehlt es.
Immerhin ein Großprojekt soll heuer Fahrt aufnehmen. In Niederau soll das Dorfzentrum beim Pavillon neu gestaltet werden. Die Gemeinde durfte das 3800-m²-Areal für Feste und einen Spielplatz nutzen, sanierte 2015/16 den Pavillon. Der Eigentümer meldete nun Eigenbedarf an. „Wir haben immer gewusst, dass sich dort auf kurz oder lang etwas entwickeln wird.“
Ein vierstöckiger Wohnbau, zum Teil mit touristischer Nutzung, soll es werden, „es wird aber keine Zweitwohnsitze geben“, betont Eder. Der Bauwerber aus Ebbs habe Bereitschaft bekundet, „gemeinsam mit der Gemeinde zu planen“. Man wolle nach Möglichkeit einen (neuen) Pavillon und Veranstaltungsplatz für Feste und kirchliche Feiern gestalten und bis zur gegenüberliegenden Kirche ein straßenübergreifendes Dorfzentrum kreieren. Ziel sei, bis Februar ein Planungsteam zu beauftragen.
Generell sei man bemüht, mehr gemeinnützige Wohnbauträger in die Wildschönau zu holen. Es gäbe einiges an Baulandreserven, aber wenig neue widmungsfähige Flächen. Am Franzikusweg setzt die Neue Heimat Tirol heuer ein Projekt mit sieben Doppelhäusern (14 Einheiten) um.