Wildschönau: „Beim Preisniveau fehlt vielen das Selbstbewusstsein“ – Exklusiv in der TT – von Jasmine Hrdina
Ist Urlauben in der Wildschönau zu billig? Der Freizeitpark Drachental ist jedenfalls nur ein Projekt, mit dem sich im Hochtal einiges ändern soll. In der Wildschönauer „Schießhüttlarena“ (Oberau) dürften in den kommenden Wochen die Bagger auffahren. Die Verhandlungen für den Freizeitpark Drachental seien gut gelaufen, berichtet TVB-Obmann Michael Unger – er rechnet damit, dass der positive Bescheid der Behörden noch diese Woche schriftlich vorliegen wird. Mit einem Jahr Verspätung startet dann der Bau des Fünf-Millionen-Euro-Projekts, in dem die Touristiker nicht nur einen neuen Besuchermagnet sehen, sondern auch einen Motivator für bestehende Betriebe.
Frischen Wind hat das Hochtal nämlich nötig, sind sich TVB-Obmann Unger und TVB-Geschäftsführer Thomas Lerch im Gespräch mit der TT einig.
Vorwürfe aus der Region, die Wildschönau hätte touristische Entwicklungen der vergangenen Jahre verschlafen, weisen die beiden aber entschieden zurück: „Wir haben in den vergangenen Jahren eine ständige Steigerung bei den Nächtigungszahlen und bei den Preisen“, sieht Lerch die Effizienz ihrer Arbeit in Zahlen bestätigt.
Die Kehrseite dieses Erfolgs: Die Motivation vieler Unterkunfts-Anbieter im Tal, sich zu verbessern, hält sich in Grenzen, wie die beiden Touristiker schildern. „Uns fehlen einfach Leitbetriebe“, bringt es Unger auf den Punkt.
Generell wünsche man sich mehr Vier- und Fünfsternbetriebe – wie sie derzeit etwa in Auffach (bis zu 500 Betten, ehem. Bernauer Hof) und Oberau (Appartements und Suiten, ehem. Kellerwirt) angedacht sind (die TT berichtete).
Aktuell habe man zwischen 150 und 200 solcher Betten im Tal im Angebot. Im Schnitt liegt der Anteil der Vier- und Fünfsternbetriebe in Tirol bei 35 Prozent, in der Wildschönau sind es gerade mal 17 Prozent.
Entsprechende Projektbetreiber zu werben sei nicht Aufgabe des TVB alleine: „Wir können zwar Investoren suchen, aber den Weg muss ihnen die Gemeinde mit Umwidmungen ebnen“, lässt Lerch Kritik an den Kommunalpolitikern durchklingen.
Handlungsbedarf offenbart auch die kürzlich von Tirol Tourismus und MCI präsentierte jährliche Studie zur Leistung der Tiroler Tourismusverbände: Wie berichtet, fiel das „Drachental“ Wildschönau als Schlusslicht in der Kategorie Umsatzstärke negativ auf.
Die Studie sei allerdings nicht für ein Ranking geeignet, räumt Studienleiter Hubert Siller auf Nachfrage der TT ein, „weil jeder Verband eine andere Struktur aufweist“. So spiele es freilich eine Rolle, über wie viele hochpreisige Unterkünfte eine Region verfüge. „Was man aber ablesen kann, ist die Entwicklung einer einzelnen Region“, so Siller.
Doch auch das ist beim TVB Wildschönau schwierig, denn die Berechnungsgrundlagen wurden in der aktuellen Studie geändert. 4541 Euro pro Bett wurden demnach vergangenes Jahr bei 7253 Betten im Sommer und 7299 im Winter erwirtschaftet. 2018 sollen es noch 4697 Euro gewesen sein – damals rechnete man allerdings noch 900 Schlafmöglichkeiten aus dem Bereich „Grafenweg“ dem benachbarten TVB Hohe Salve zu und kalkulierte im Hochtal mit 6358 bzw. 6354 Betten.
„Wir rechnen nun mit trennscharfen Daten und halten uns an die Verbandsgrenzen, nicht wie vorher an die Gemeindegrenzen“, erklärt Siller. Wenig verwunderlich also, dass sich der Umsatz beim TVB Wildschönau scheinbar verschlechterte.
Eines lässt sich aus der Studie aber trotzdem lesen: Im Hochtal ist noch jede Menge Luft nach oben für hochpreisigere Angebote. „Vielen fehlt beim Preisniveau das Selbstbewusstsein“, meint Unger.
Höhere Preise würden nicht der Familienschiene widersprechen, die man – allen voran mit dem neuen Freizeitpark – weiterhin fahren will. Der Fokus liege nun jedoch nicht mehr auf wirtschaftlich weniger ertragreichen Schülergruppen, wenngleich Lerch auch darin Profit ortet: „Die kommen dann ja als Erwachsene wieder.“
„Der neue Freizeitpark in Oberau wird ein Besuchermagnet“, sagt TVB Obmann Michael Unger
So wird sich der Freizeitpark Oberau den Besuchern nach Fertigstellung präsentieren.
Die Wildschönau, eine wunderschöne Urlaubsregion, verkauft sich zu billig. Da ist noch jede Menge Luft nach oben.
Das Preisniveau ist in der Wildschönau zu nieder-
Keine Frage
Die Kehrseite ist, dass für den jahrelangen Stillstand Unger /Lerch verantwortlich sind
Evi Hölzl