Wildschönau: Appartements genehmigt, weitere geplant – kommt jetzt eine Besteuerung der Freizeitwohnsitze?
Der Wildschönauer Gemeinderat hat nun die Errichtung zweier Appartemanlagen in Niederau genehmigt, jetzt wird über eine Besteuerung von Freizeitanlagen nachgedacht.
Von Peter Nindler / Tiroler Tageszeitung
Innsbruck – Es gibt zwei Denkweisen im Land. In der Tiroler Landesregierung ist man besorgt über die jüngsten Entwicklungen, weil Kritiker einen weiteren Ausverkauf von Grund und Boden für die Errichtung von Freizeitwohnsitzen vermuten.
Der Innsbrucker Anwalt und Grundverkehrsspezialist Axel Fuith sieht es hingegen pragmatisch: „Zum einen können sich Hoteliers die Renovierung ihrer Beherbergungsbetriebe nicht mehr leisten, andererseits sind Investorenmodelle in Appartements eine gute Geldanlage.“ Er selbst vertritt eine holländische Investorengruppe, die dann Wohnungen Hotelbetreibern zur Vermietung überlässt. Natürlich gebe es leider auch schwarze Schafe, „deshalb wird in unseren Verträgen eine Eigennutzung ausgeschlossen“, fügt Fuith hinzu. Wer ein Appartement erwirbt, erhält dann rund 20 Prozent vom Vermietungsentgelt als Rendite.
In der Wildschönau boomt derzeit das Investorenmodell, der Gemeinderat hat jetzt das lange umstrittene Projekt „Residenz Drachenstein“ genehmigt. Eine niederländische Investmentfirma wird auf dem Hochplateau in Niederau um sechs Mio. Euro eine Ferienanlage mit 25 Appartements bauen.
Betuchte Holländer, aber auch andere EU-Bürger treten dabei als Käufer auf. Doch kaum hat der Gemeinderat das Vorhaben genehmigt, bietet besagte Investmentfirma laut Homepage bereits den Verkauf von weiteren vier Feriensuiten und einer Penthouse-Wohnung im „Kristal Plaza“, ebenfalls in Niederau, an. Im Zillertal wurden nach diesem Konzept in den vergangenen Jahren bereits drei Ferienanlagen gebaut.
Axel Fuith erkennt nichts Verwerfliches daran, „die Touristiker stehen hinter uns, weil die Auslastung der Suiten nahezu 100 Prozent beträgt“.
In der Landesregierung steigt hingegen das Unbehangen, in der bevorstehenden Raumordnungsnovelle sollen zwar Widmungsschranken verankert werden, doch so ganz genau weiß die Politik noch nicht, wie sie möglichen (illegalen) Freizeitwohnsitzen einen Riegel vorschieben kann. Und im Nachhinein ist die Kontrolle, ob denn nicht ein illegaler Freizeitwohnsitz geschaffen wurde, äußerst schwierig.
Fuith spricht sich deshalb für eine handlungsbezogene Vorgangsweise aus. „Ich bin gegen eine Verteufelung von Freizeitwohnsitzen.“ Vielmehr sollte die Landesregierung einmal die konkrete Anzahl erheben und die Auswirkungen analysieren. „Gesetzlich sind wird ohnehin schon überreglementiert.“ Zum anderen regt Fuith eine Besteuerung von Freizeitwohnsitzen an. „Damit wäre allen gedient.“
Politisch hat diesen Vorschlag schon die Liste Fritz aufs Tapet gebracht. Nach Schätzungen dürfte es rund 12.500 Freizeitwohnsitze in Tirol geben, ein Großteil davon ist nicht genehmigt.
Eine weitere Entwicklung wird derzeit in der Landesregierung auch intensiv diskutiert: In der Landeshauptstadt sollen reihenweise Wohnungen von Südtirolern erworben werden. Das so genannte „Betongeld“ ist als Kapitalanlage sehr beliebt. Die Wohnungen werden zwar teilweise weitervermietet, doch verknappen sie den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt in Innsbruck. Anwalt Axel Fuith widerspricht: „Ich stelle keinen Südtiroler-Boom am Immobilienmarkt fest.“ Wenn kein Freizeitwohnsitz begründet werde, sei es doch legitim, Wohnungen als Investition zu kaufen. „Im sozialdemokratischen Wien würde sich niemand darüber echauffieren.“
So soll die „Residenz Drachenstein“ in Niederau ausschauen
Das war seinerzeit der Bau-Boom in den französischen Alpen – jetzt tausende leerstehende Bettenburgen überall. Man wird ein wachsames Auge darauf werfen müssen, wohin dieser neue Trend in Tirol noch führt.
Neuer Kommentar zum Beitrag „Wildschönau: Appartements genehmigt, weitere geplant – kommt jetzt eine Besteuerung der Freizeitwohnsitze?“
Autor: Norbert Gwiggner (IP: 91.114.219.21, 91-114-219-21.adsl.highway.telekom.at)
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Er selbst vertritt eine holländische Investorengruppe, die dann Wohnungen Hotelbetreibern zur Vermietung überlässt. Natürlich gebe es leider auch schwarze Schafe, „deshalb wird in unseren Verträgen eine Eigennutzung ausgeschlossen“, fügt Fuith hinzu. Wer ein Appartement erwirbt, erhält dann rund 20 Prozent vom Vermietungsentgelt als Rendite.
Also bis jetzt ist von diesem Hotelkonzept ja noch nichts nach außen gedrungen. Gibt es so ein Konzept wirklich? Oder wurde dies nur zur Erhaltung der Genehmigung erfunden? Diese Investorengruppe betreibt kein einziges Hotel irgendwo – die 3 angeführten Häuser im Zillertal sind nicht in Tirol, sondern auf der salzburgerischen Seite, wohl wegen des Tiroler Freizeitwohnsitz-Gesetzes. Und immer wurden nur Wohnungen verkauft. Also welche Kette sollte denn dann dieses neue Hotel dann betreiben? Und vor allem wie? In den Grundrissen, ist von entsprechenden Räumlichkeiten nichts zu erkennen.