Dr. Meinhard Heitzinger nimmt Stellung zur ärztlichen Situation im Hochtal
Liebe Wildschönauer!
Aus gegebenen Anlass möchte ich versuchen, die Situation in der Wildschönau betreffend ärztliche Versorgung zu erklären:
Am 01.04. eröffnet die öffentliche Apotheke in der Niederau und Dr. Bachmann verliert die Berechtigung die Hausapotheke zu führen, da er das 65. Lebensjahr errreicht hat und geht in kassenärztliche Pension. Aufgrund der Gesetzeslage dürfte ich meine Hausapotheke bis Sommer 2017 führen.
Ich habe seit Bekanntwerden im September 2012 versucht, die Eröffnung zu verhindern und habe in mehreren Gesprächen und Sitzungen mit dem Bürgermeister und Herrn Breitenlechner von der Raika Wildschönau eindringlich vor dem daraus folgenden Zusammenbruch der ärztlichen Versorgung gewarnt.
Leider wurden meine Vorschläge zum Erhalt der Hausapotheke und damit der ländärztlichen Versorgung, wie *die Verhinderung der Öffnung der öffentlichen Apotheke *Ordinationsverlegung zum Erhalt der Hausapotheke von der Raika Wildschönau und der Gemeinde ignoriert, ebenso meine Empfehlung wie es in anderen Gemeinden Österreichs nach Verlust der Hausapotheke der Fall ist:
*Schaffung von Infrastruktur (Ärztehaus) *aktive Unterstützung durch die Gemeinde *Dienstraderweiterung
Bei der ersten Ausschreibung hat sich kein Bewerber gefunden, somit wird die Kassenstelle im April für den 01.07.2015 erneut ausgeschrieben. Mit einem Ergebnis ist erst Ende Mai zu rechnen.
Ich erwarte mir auch diesmal keinen großen Andrang, da bei einem so massivem Umsatzverlust von über 50% durch den Verlust der Hausapotheke die Infrastruktur, die Geräteausstattung, der Personalstand etc nicht finanzierbar ist.
Somit ergeben sich für die Wildschönauer leider folgende Konsequenzen:
*Aufgrund jetzt schon überschrittenen personellen, räumlichen und persönlichen Kapazität und *Der Limitierung und Deckelung der kassenärztlichen Leistungen (das bedeutet, dass wir beim Überschreiten diverser Leistungen bzw beim Überschreiten eines bestimmten Punkteniveaus Leistungen nur mehr zum Teil oder gar nicht mehr honoriert bekommen) ist es mir nicht möglich, neue Patienten zur hausärztlichen Betreuung aufzunehmen.
Ausgenommen sind natürlich Erste Hilfe und dringende Notfälle bei Nichterreichbarkeit des neuen Hausarztes. Auch wird es bis zur Besetzung der Kassenstelle von Dr. Bachmann nicht mehr jedes Wochenende einen kassenärztlichen Notdienst in der Wildschönau geben, und aufgrund fehlender Vertretungen auch keine ärztliche Versorgung während Urlaub und Fortbildung.
Da ich nur zwei Hände habe und meine persönlichen Ressourcen jetzt schon überschreite möchte ich mich für euer Verständnis bedanken.
Ich empfinde das als eine absolut deprimierende Situation und weiß nicht, wie es mit der ärztlichen Versorgung weitergeht.
Bei Ideen, Anregungen oder Beschwerden bitte ich euch, sich an
*Herrn Mag Gritsch (Apotheke Niederau)
*Herrn Breitenlechner Andreas (Raika Wildschönau)
*BGM Silberberger zu wenden
Dr. Meinhard Heitzinger
PS: Dr. Michael Bachmann steht derzeit im Kontakt mit einem Arzt aus Niederösterreich, der sich ab April bewerben kann.
Dr. Meinhard Heitzinger nimmt in sehr deutlichen Worten Stellung zur derzeitigen ärztlichen Situation im Hochtal
Tja, Frau Teichl, dann will ich Dir mal meine Version erklären, wenn Du die Beiträge von den Ärzten genauer gelesen hättest, dann wäre Dir sicher aufgefallen dass esdurch den Wegfall der Hausapotheken da um Einkommenseinbußen bis zu 50% handelt, wie wäre es denn zum Beispiel wenn Du auf die Hälfte deines Einkommens verzichten müsstest, wäre doch toll oder??? Oder wenn Dich ein Arzt mit einem Röntgengerät aus dem Jahre 1970 untersuchen würde, weil er das nötige Geld für ein neues Gerät nicht mehr hat. Oder Du 2-3 Stunden auf eine Behandlung warten musst, weil der Arzt wegen einem geringeren Einkommen Personal abbauen muss, da würdest Du Dich sicher auch Aufregen oder??
Ich wünsche Dir beste Gesundheit und ich hoffe für Dich das Du nie in eine Situation kommst wo Du z.Bsp. mitten in der Nacht ein Medikament dringend brauchst und Du zuerst einen Arzt aufsuchen musst damit er Dir dann das Rezept ausstellen kann das Du für die Apotheke brauchst.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Hohlrieder
Kitzbühel
Liebe Wildschönauerinnen und Wildschönauer!
Mit 1. April werde ich die öffentliche Apotheke in Niederau führen, eine Aufgabe, die sicherlich herausfordernd ist, aber auf die ich mich seit 2012 vorbereite und sehr freue. Natürlich ist es mir ein Anliegen, dass die Wildschönauer medizinisch bestmöglich versorgt werden. Ich habe aber auch Verständnis für die beiden niedergelassenen Ärzte und ihr Argument der Umsatzeinbußen beim Verlust der Hausapotheke.
Meiner Meinung und meinem Berufsstand entsprechend besteht eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung jedoch aus einer Kombination aus Diagnose und Behandlung durch einen niedergelassenen Arzt und Beratung und Medikamentenversorgung durch eine Apotheke. Dieses Miteinander zwischen Hausarzt und Apotheke wird bereits in vielen Tiroler Gemeinden erfolgreich praktiziert.
Selbstverständlich ist es mir ein Anliegen, dass weiterhin beide Kassenplanstellen im Hochtal besetzt sind. In dieser Angelegenheit sind mir als Apotheker jedoch die Hände gebunden. Auf jeden Fall ist aber eine gute Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Heitzinger und Herrn Dr. Bachmann bzw. dessen Nachfolger mein ausdrücklicher Wunsch.
Ich freue mich auf den Start mit 1. April!
Stefan Gritsch
Bei der obigen Verfasserin nehme ich stark an, dass Sie wohl nicht besonders oft einen Arzt und, oder Medikamente benötigt! Ich glaube nicht , dass ein Hausarzt ohne Hausapotheke in den Konkurs getrieben wird, aber was wohl feststeht ist, dass der Anreiz eine Praxis auf dem Land zu führen nicht gerade steigen wird. Ganz abgesehen vom zusätzlichen Mehraufwand für die Patienten/innen.
Unsere Hausärzte arbeiten so viele Stunden zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten, dass Sich ihr Gehalt mehr als verdienen!
Wenn Frau Christine also die meines Erachtens nicht unbegründeten Sorgen unserer Ärzte soo auf die Nerven gehen, dann schlage ich vor sie sollte sich etwas in der nächstgelegenen Apotheke zur Beruhigung besorgen.
Stellungnahme von Andreas Breitenlechner, Raiffeisenbank Wildschönau zur bevorstehenden Apothekeneröffnung in Niederau:
Ich möchte vorausschicken, dass uns die medizinische Versorgung der Wildschönau als regionale Bank natürlich auch sehr wichtig ist. Darum haben wir uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, als sich im August 2012 ein Mietinteressent für das ehemalige ADEG-Geschäft in Niederau bei uns gemeldet hat. Er wird in der Wildschönau eine öffentliche Apotheke eröffnen, und sieht dafür diesen Standort als ideal an. Ansonsten wird er sich um einen anderen Standort in unserer Gemeinde bemühen. Nachdem wir uns ausführlich über die gesetzliche Lage informiert hatten war uns klar, dass die Eröffnung einer Apotheke in der Wildschönau wohl nicht zu verhindern ist. Seit 01.Oktober 2012 werden die Räumlichkeiten an Herrn Mag.pharm. Stefan Gritsch vermietet. Ausschlaggebend bei dieser schwierigen Entscheidung war für uns auch, dass es im näheren Umkreis einige Standorte bzw. leerstehende Objekte gab und immer noch gibt (z.B. ehemaliges Schlecker-Geschäft), die für einen Apothekenstandort ebenfalls in Frage kommen würden. Zudem kann auch ein Neubau einer Apotheke nicht ausgeschlossen oder verhindert werden.
Wir lassen uns für ein mögliche Verschlechterung der ärztlichen Versorgung nicht den „schwarzen Peter“ zuschieben: Eine Apothekeneröffnung in der Wildschönau konnte von der Raiffeisenbank Wildschönau zu keinem Zeitpunkt verhindert werden!!! Wie den Medien immer wieder zu entnehmen ist, sind vor allem Sozialversicherungsträger und die politischen Gesetzgeber gefordert Änderungen herbeizuführen, die Kassenarztstellen am Land attraktiver machen: Kostendeckende Kassentarife, Ausnahmen für Hausapotheken, Gruppenpraxen, Sprengelerweiterungen usw.
Abschließend wünsche ich uns allen, dass es trotz geänderter Rahmenbedingungen möglichst rasch gelingen wird, einen Hausarzt zu finden, der sich in unserem schönen Hochtal niederlässt und damit unsere gewohnt gute medizinische Versorgung weiterhin sicher stellt.
Andreas Breitenlechner
Raiffeisenbank Wildschönau
Vielleicht kann mir mal jemand erklären wie es möglich ist, das zum Beispiel in Hopfgarten 3 Ärzte leben können und das ganz ohne Hausapotheke. Bei Dr. Heitzinger und Dr. Bachmann klingt es so als würden sie durch den Verlust der Hausapotheke in den Konkurs getrieben werden. Oder ist es vielleicht doch eher so das manche Ärzte den Hals nicht voll genug bekommen können???
Wobei ich natürlich schon der Meinung bin das für die Patienten, speziell für die älteren, eine Hausapotheke praktischer wäre aber mir geht diese Jammerei auf die Nerven.