Sepp Margreiter – der stille Glocknerkönig
Es gibt Momente im Leben, die unverständlich und auch unbegreiflich sind – und aus solch lebensentscheidenden Ereignissen entstehen oft Wunder, oder wie in diesem Fall Höchstleistungen, die einfach tiefen Respekt abverlangen.
Sepp Margreiter aus Alpbach, vielen bekannt als Posaunist der Alpbacher Bläser und der Tiroler Kirchtagmusig, sowie Skischulleiter im “Dorf der Denker”, war Zeit seines Lebens ein ehrgeiziger und sehr sportlicher Typ. Bis zu jenem düsteren Maitag im Jahre 1999, als er bei einem Arbeitsunfall schwer verunglückte. Diagnose: Schwere Querschnittlähmung und damit ein Leben im Rollstuhl.
Eine mehr als niederschmetternde Diagnose. Ganz sechs Wochen lag Margreiter im künstlichen Tiefschlaf, und nach seinen Aufenthalten in der Innsbrucker Klinik und dem KH Kufstein, (Intensivstation) realisierte Sepp so langsam sein schweres Los. Dann begann seine 4 Monate dauernde erste Therapie im REHA-ZENTRUM Bad Häring. Dort lernte er Richard Altenberger, den jetztigen Chef der Physiotherapie kennen, der ihn bis zum heutigen Tag immer wieder betreut.
“Ich habe in Alpbach eine Skischule und muss zu Weihnachten fit sein, der Chef muss für seine Mitarbeiter da sein”, das sagte Sepp – “der kaum fähig war auch nur einen Arm nach oben zu bewegen” zu Richard Altenberger.
Diese Worte sind dem Chef der Physiotherapie im REHA-Zentrum Bad Häring bis heute – 14 Jahre – später immer noch in Erinnerung. Was folgte, waren Jahre harter medizinischer und vor allem therapeutischer Arbeit, aber der Sepp war immer ein richtiger “Beißer” sagt Altenberger heute.
Er lernte mit dem Monoski wieder Skifahren, erlitt dort nach einem Sturz einen Sehnenriß, doch auch dies brachte den Sepp nicht aus der Spur. Er lernte auch wieder Posaune spielen damit er mit seinen Alpbacher Bläsern und der Tiroler Kirchtagmusg ausrücken konnte.
Jetzt erfüllte sich der 61-jährige einen ganz großen Traum: Er fuhr mit seinem Handbike von Heiligenblut aus die gesamte Hochalpenstraße bis nach Bruck zur Straßenverwaltung der Hochalpenstraße. In diesem Alter hat dies bisher noch keiner geschafft.
Betriebsleiter Peter Embacher von der Großglockner-Hochalpen AG sagte voller Bewunderung: ” Ab und zu kommen Behindertensportler auf die Hochalpenstraße, von Ferleiten bis zum Fuschertörl – aber eine gesamte Überquerung mit einer solch schweren Behinderung hat noch keiner gemacht”.
Am Hochtor steht eine Gruppe von Mountainbiker aus Oberösterreich, die aus dem Staunen nicht mehr heraus kamen: ” Ich bin 1o Jahre jünger und habe mich echt abgeplagt – und dies als gesunder Mensch” sagt Erich Steinhofer, “einfach großartig was der Sepp da leistet “, so der Oberösterreicher.
“Ein Vorbild für die Jugend aber auch für alle die mit einer solchen Behinderung leben müssen”, sagt Richard Altenberger voller Respekt. Das er sich diesen sportlichen Traum noch mit 61 Jahren erfüllen konnte, freut Sepp Margreiter ganz besonders.
Und dann verrät er noch einen ganz großen Wunsch:
Auf dem Jakobsweg von Tirol aus nach Santiago de Compostela, diese 2300 km lange Reise in einem Handbike das hat noch keiner gemacht. Einmal die Tiroler Fahne auf dem riesigen Platz vor der mächtigen Kathedrale in Santiago de Compostela zu schwenken, dies wäre der absolute Höhepunkt in seinem Leben, dies von schweren Schicksalsschlägen begleitet wurde.
Therapeut Richard Altenberger traut ihm das zu: ” Der Sepp fährt wenn es sein muss um die ganze Welt”. Dazu braucht es aber Unterstützung, denn ohne Sponsoren ist dieses Vorhaben nicht zu bewältigen.
Sollte dies möglich werden, würde der berühmte “Botafumeiro” im Querschiff der riesigen Kathedrale wohl besonders festlich schwingen, da darf man sich sicher sein.
Jetzt bereitet sich Sepp Margreiter erstmals auf die Wintersaison vor, den in wenigen Wochen geht’s in seiner Skischule wieder los.
Solange stellt er sein Handbike in die Ecke, und packt den Monoski aus.
Hier der beeindruckende Film über Sepp Margreiter’s Leistung am Großglockner